Kollektive Barmherzigkeit
Die gegenwärtige Corona-Pandemie fordert uns, fordert die ganze Welt heraus. Wie ihr begegnen?
Nach dem dieses Virus alle Menschen bedroht, kann es nur durch gemeinsames, flächendeckendes Handeln bekämpft werden. Wir sind als Gemeinschaft, als Kollektiv gefordert, Regeln einzuhalten. Nur wenn viele - am besten alle - diese Regeln befolgen, wird die Pandemie erfolgreich bekämpft. Es ist ähnlich wie bei einer Versicherung: wenn viele ihre Beiträge einzahlen, dann können im Schadensfall wenige Betroffene entschädigt werden.
Warum aber funktioniert das bei der Corona-Pandemie nicht so gut? Warum wollen nicht alle eine Schutzmaske tragen? Warum wollen sich nicht alle testen lassen? Warum wollen nicht alle die geforderten Beschränkungen einhalten?
Oft hört man das Argument: "Das bringt nichts." Aber vielleicht ist in Wirklichkeit gemeint: "Das bringt MIR nichts!"
Wir sind es nicht gewohnt, kollektiv zu handeln (außer vielleicht im Fußballstadion). Das mag bei uns in Europa auch gute historische Gründe haben, sind doch nicht wenige Menschen von Kaisern, Königen und sonstigen Führern kollektiv in Katastrophen geführt worden.
Aber leben wir nicht auch in einer Gesellschaft, wo der Individualismus blüht, wo wir nur auf uns selbst schauen und und dabei eigentlich unser Ego pflegen? Sicher bringt es mir als einzelnen wenig, manche Maßnahmen einzuhalten. Aber es hilft nun mal nur die Summe der Menschen, die diese Regeln einhalten. Einhalten hilft. Es stecken sich weniger an, es werden weniger krank, es sterben weniger.
Aber das kostet! Und was das kostet! Ist es das wert?
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36)
Das sagt uns Jesus in der heurigen Jahreslosung. Auch Barmherzigkeit kostet was. Barmehrzigkeit öffnet das Herz für die Not anderer. So gesehen gilt es also unser Herz zu öffnen und zum Wohle anderer - in diesem Fall der Erkrankten - Opfer wie Ausgangbeschränkungen, Lockdowns, Kontaktbeschränkungen etc. in Kauf zu nehmen.
Sehen wir doch die Einschränkungen, die uns durch die Corona-Pandemie auferlegt werden, als kollektive Werke der Barmherzigkeit. Das ist nichts Schlechtes, im Gegenteil, Jesus empfiehlt es uns sogar.